Zeitschrift für Anomalistik 21-2 als PDF (6,8 MB)
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 354–366
DOI: 10.23793/zfa.2021.354
Editorial
Bigelow, BIAL, and the Funding of Parapsychological Research
Bigelow, BIAL und die Förderung parapsychologischer Forschung
Hauptbeiträge
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 367–397
DOI: 10.23793/zfa.2021.367
Past-Life Experiences: Re-living One’s Own Past Lives or Participation in the Lives of Others?
Heiner Schwenke
Zusammenfassung
Bei Erfahrungen früherer Leben (PLEs) identifizieren sich die Subjekte mit einer Person aus der Vergangenheit. PLEs werden oft als Erinnerungen an frühere Leben der Subjekte und damit als Beleg für Reinkarnation angesehen. In den einleitenden Abschnitten argumentiere ich für die Verwendung eines personalen Reinkarnationskonzepts und lehne verschiedene nicht-personale Reinkarnationskonzepte aus logisch-semantischen Gründen ab. Wegen der wissenschaftlichen Unerreichbarkeit von Bewusstsein und von Personen als Bewusstseinssubjekten lehne ich überdies die verbreitete Vorstellung ab, die Frage des Vorkommens personaler Reinkarnation könne mit wissenschaftlichen Methoden untersucht werden. Ich schlage vor, dass Erinnerungen im Sinne von Wiedererleben den primären Zugang zur Vergangenheit einer Person darstellen. Die Erlebnisperspektive von PLEs passt oft nicht zu der Annahme, dass PLEs derartige Erinnerungen sind. Dies gilt für PLE-Passagen, in denen das Subjekt die Außenperspektive einnimmt oder (manchmal willkürlich) zwischen verschiedenen Perspektiven wechselt. Solche Passagen lassen sich weder klar von Passagen abgrenzen, die aus der Ich-Perspektive erlebt werden, noch scheinen sie sich von letzteren phänomenologisch oder hinsichtlich ihrer Realitätsnähe zu unterscheiden. Daher schlage ich vor, dass PLEs insgesamt nicht als Erinnerungen im Sinne eines Wiedererlebens und folglich auch nicht als Beleg für Reinkarnation anzusehen sind. Die Überschneidungen der Leben, die in den PLEs erlebt zu werden scheinen, mit den gegenwärtigen Leben der Subjekte (deren Ausmaß unterschätzt wurde) sprechen ebenfalls gegen die Reinkarnationsinterpretation von PLEs, da sich die Überschneidungsfälle ansonsten nicht von den Fällen ohne Überschneidungen der Leben zu unterscheiden scheinen. Als alternative Interpretation schlage ich vor, PLEs (wenn in ihnen tatsächlich ein früheres Erlebnis wiedererlebt wird und sie nicht auf Vorwissen zurückzuführen sind) nicht als Erinnerungen, sondern als direkte Teilhabe an vergangenen Erlebnissen anderer zu verstehen. Beispiele für eine direkte Teilhabe an den Erlebnissen anderer Menschen, die phänomenologisch PLEs ähneln, finden sich im Zusammenhang mit Lebensrückblicken im Kontext von Nahtoderfahrungen, telepathischen und medialen Erlebnissen und Tierkommunikation. Es werden vier Erklärungen für PLEs als Teilhabe an den Erlebnissen anderer diskutiert: ASW, Besessenheit, andere Arten des Einflusses verstorbener Personen auf das Subjekt und Bewusstseinserweiterung.
Schlüsselbegriffe
Leben nach dem Tod – Reinkarnation – Erinnerungen – Erlebnisperspektive – Nahtoderfahrungen
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 398–422
DOI: 10.23793/zfa.2021.398
Kommentare zu Heiner Schwenke: Re-living One’s Own Past Lives or Participation in the Lives of Others?
- James G. Matlock: Personal Survival and Reincarnation ( Kommentar als PDF)
- Michael Nahm: What is Science? ( Kommentar als PDF)
- Masayuki Ohkado: The “Reincarnation Interpretation” Still Seems to Be a Likely Possibility ( Kommentar als PDF)
- KM Wehrstein: Schwenke’s Model and the Reality of Reincarnation Cases ( Kommentar als PDF)
- Dieter Hassler: Ist die Reinkarnationshypothese widerlegt? ( Kommentar als PDF)
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 423–436
DOI: 10.23793/zfa.2021.423
Der Autor antwortet
- Heiner Schwenke: “There is no Greater Impediment to the Advancement of Knowledge ...”
On Conceptual Problems and Other Issues in Reincarnation Research
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 3, S. 437–462
DOI: 10.23793/zfa.2021.437
“Everybody Knows Parapsychology Is Not a Real Science”
Public Understanding of Parapsychology
Renaud Evrard
Zusammenfassung
Parapsychologen behaupten, wissenschaftliche Methoden bei der Untersuchung von häufig berichteten außergewöhnlichen Erfahrungen und Phänomenen anzuwenden. Trotz einer über ein Jahrhundert damit verbundenen Forschungsanstrengung „wird der Status der Parapsychologie als eines wissenschaftlichen Unterfangens von einem erheblichen Teil der zeitgenössischen wissenschaftlichen Mainstreamcommunity bestritten“ (Irwin, 2007). Diese Situation erscheint weniger bedauerlich, wenn sie in einem größeren Kontext betrachtet wird. In der Tat empfinden viele Menschen das Studium menschlichen Verhaltens, wie es die Psychologie untersucht, als unwissenschaftlich. Meine Absicht ist es, im Rahmen der Forschung zum „öffentlichen Verständnis von Wissenschaft“ die Entwicklung einer ähnlichen Perspektive bezogen auf die Parapsychologie zu ermutigen und den Skeptizismus gegenüber dieser Disziplin als ein Thema zu betrachten, das eine wissenschaftliche Untersuchung wert ist.
Methoden: Über ein französischsprachiges Social Media Network wurde eine kleine Untersuchung an einer nicht-repräsentativen Population (n = 89) durchgeführt. Angelehnt an das Knowledge-Attitudes-Practices-Paradigma hat der Fragebogen 28 likert-skalierte Items, die die Einstellung der Parapsychologie gegenüber einschätzen, und 10 offene Items zur Einschätzung des Grundwissens. Er deckt fünf Aspekte ab: Gegenstand der Parapsychologie (7 Items), Parapsychologie und Scientizismus (14 Items), Parapsychologie und Skeptizismus (7 Items), Parapsychologie und Erziehung (5 Items) und Entwicklung der Parapsychologie (5 Items).
Ergebnisse: Im Durchschnitt haben die Teilnehmer eine ausreichende Vorstellung vom Gegenstand der Parapsychologie, erkennen sie aber nicht als volle wissenschaftliche Disziplin an, die wissenschaftliche Methoden benutzt, um reproduzierbare Ergebnisse, theoretische Bestätigungen oder andere Formen des Fortschritts zu erlangen. Vorherrschende Meinung ist, dass Skeptiker experimentelle Arbeiten zur Prüfung der Realität von Psi-Phänomenen durchgeführt haben, aber dass unbekannt ist, ob sie angemessen kritisch in diesem Bereich sind. Parapsychologisches Training in einem akademischen Setting wird nicht als wünschenswert angesehen; ebenso ist der Wert dieser Disziplin für die Gesellschaft und unser generelles Verständnis von der Welt nicht offensichtlich. Eine Aufteilung der Teilnehmer, die angaben, mit Parapsychologie vertraut (n = 53) oder nicht vertraut (n = 35) zu sein, zeigt den Effekt der „Wissensniveau“-Variable: Personen, die mit der Materie vertraut sind, erkennen Parapsychologie als eine Wissenschaft eher an und haben höhere Werte in Items, die das Grundwissen betreffen, als Teilnehmer, die damit nicht vertraut sind. Eine zweite Aufteilung in der Gruppe der mit der Materie Vertrauten zwischen denen, die Parapsychologen für richtige Wissenschaftler halten (Befürworter, n = 26), und solchen, die das nicht tun (Skeptiker, n = 26), zeigen große Unterschiede in der Einstellung und bessere Ergebnisse in fast allen Grundwissen-Items bei den Befürwortern.
Diskussion der Ergebnisse: Während Parapsychologie in der üblichen Darstellung keine richtige Wissenschaft ist, scheinen zwei Faktoren die Antworten zu beeinflussen: „selbst bewertetes Niveau an Wissen“ und „Vorurteile gegen die Wissenschaftlichkeit von Parapsychologen“. Dieser Befund wird im Verhältnis zu anderen Arbeiten diskutiert, die bei Stichproben von Studenten und von Forschern eine Voreingenommenheit gegenüber Parapsychologie zeigen.
Fazit: Das Verständnis von Parapsychologie in der Öffentlichkeit führt uns in den Bereich der „reflexiven Anomalistik“: Wir sollten versuchen zu verstehen, warum und wie Personen unsere Forschung beurteilen und wie dies die Art und Weise beeinflusst, wie wir sie betreiben und darüber kommunizieren. Mehr Forschung zu gesellschaftlichen Darstellungen von Parapsychologie in der Allgemeinbevölkerung ist zu erhoffen.
Schlüsselbegriffe
Öffentliches Verständnis – Psychologie – Allgemeinbevölkerung – Gesell- schaftliche Darstellung – Reflexive Anomalistik – Epistemische Voreingenommenheit
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 463–465
DOI: 10.23793/zfa.2021.463
Introductory Comments to “Luminous Phenomena at Death: The Case of the Monk Family”
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 466–479
DOI: 10.23793/zfa.2021.466
Luminous Phenomena at Death: The Case of the Monk Family
Carlos S. Alvarado, Michael Nahm
Zusammenfassung
Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Berichte über Wahrnehmungen von Nebeln, Lichtern und feinstofflichen Körpern, die über sterbenden Menschen schwebten oder aus ihnen heraustraten. Dieser Aufsatz enthält einen Nachdruck des Berichts über einen Fall, der von einer Dame namens Dorothy Monk 1922 in Light veröffentlicht wurde. Monk berichtete über kollektive Wahrnehmungen von Lichtern und Nebeln um den Körper ihrer Mutter. Der Fall wird im Hinblick auf seine Merkmale und in seinem Verhältnis zu anderen Berichten erörtert. Obwohl beeindruckend, fehlt dem Fall, wie bei so vielen dieser Art, eine unabhängige Zeugenaussage, die die kollektive Wahrnehmung stützt. Es wird argumentiert, dass zukünftige Studien zusätzlich zu sorgfältig gesammelten Zeugenaussagen Informationen über das psychologische Profil und frühere psychische Erfahrungen der Wahrnehmenden sammeln sollten.
Schlüsselbegriffe
Gemeinsame Todeserfahrungen – Erfahrungen von Umstehenden am Sterbebett – Dorothy Monk – Lichtphänomene bei Sterbenden
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 480–508
DOI: 10.23793/zfa.2021.480
Gefährliche Idiotie: Von der irrationalen Rationalität der Verschwörungstheoretiker
Lucas Friedrich
Zusammenfassung
Seit dem Ausbruch der Coronapandemie sind Verschwörungstheorien in aller Munde. Dieses Phänomen wird von einem weitgehend kritischen öffentlichen Diskurs begleitet. Der vorliegende Aufsatz unternimmt dagegen den Versuch, die Verschwörungstheorie neutral und das dazugehörige Verschwörungstheorisieren als mitunter rational zu erfassen. Dafür wird die Verschwörungstheorie aus ihren Teilelementen Theorie und Verschwörung synthetisiert. Zunächst wird der Theoriebegriff wissenschaftstheoretisch diskutiert. Im Anschluss wird auf der Basis des verschwörungstheoretischen Partikularismus ein begrifflich differenziertes Drei-Achsen-Modell der Verschwörung entwickelt. Auf den Achsen werden das Niveau der Illegalität des Ziels, das Machtniveau der Verschwörer und das Niveau der Geheimhaltung abgebildet. Um das Argument dieses Modells zu stärken, werden daran anschließend die wesentlichen generalistischen Verschwörungstheorie-Theorien auf deren Widersprüche untersucht. Dabei wird auf den bisher wenig beachteten Aspekt der angeblichen Komplexitätsreduzierung durch Verschwörungstheorien fokussiert. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse beschließt den Beitrag.
Schlüsselbegriffe
Verschwörungstheorie-Theorie – Partikularismus – Politische Theorie – Tiefenpolitik – Zeitgeschichte
Fortgesetzte Diskussionen zu früheren Beiträgen
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 509–513
DOI: 10.23793/zfa.2021.509
Zum Aufsatz „Metamorphosen der Bête du Gévaudan – oder vom Reiz des Ungewöhnlichen und Unbekannten“ von Meret Fehlmann, Zeitschrift für Anomalistik, 18 (2018), S. 35–66
- Karl-Hans Taake: Löwe und Gans – Reales und Fiktives über die Bestie des Gévaudan
Nachrufe
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 514–517
DOI: 10.23793/zfa.2021.514
Carlos S. Alvarado (1955–2021)
Peter Mulacz
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 518–520
DOI: 10.23793/zfa.2021.518
Carlos S. Alvarado – ein unermüdlicher „Netzwerker“ und Freund
Friederike Schriever
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 521–530
DOI: 10.23793/zfa.2021.521
Reflections on Carlos Alvarado: Joyous Friend, Master Colleague, and the Early Years at JFKU
Patric Giesler
Rezensionen
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 531–533
DOI: 10.23793/zfa.2021.531
Andreas Anton, Alan Schink (2021). Der Kampf um die Wahrheit. Verschwörungstheorien zwischen Fake, Fiktion und Fakten
Rezensentin: Gabriele Lademann-Priemer
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 534–537
DOI: 10.23793/zfa.2021.534
Brigitte Frizzoni (Hrsg.) (2020). Verschwörungserzählungen
Rezensent: André Kramer
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 538–544
DOI: 10.23793/zfa.2021.538
Michael Blume (2020). Verschwörungsmythen. Woher sie kommen, was sie anrichten, wie wir ihnen begegnen können
Rezensent: Alan Schink
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 545–548
DOI: 10.23793/zfa.2021.545
Ehler Voss (Hrsg.) (2020). Mediality on Trial. Testing and Contesting Trance and other Media Techniques
Rezensentin: Nicole Maria Bauer
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 549–552
DOI: 10.23793/zfa.2021.549
Dieter Hassler (2020). Nah-Tod-Erfahrungen und mehr … Indizienbeweise für ein Leben nach dem Tod und die Wiedergeburt / Band 3: Nah-Tod-Erfahrungen, Mediale Kommunikation mit Verstorbenen, Träume, Flashbacks, Déjà-vus, Spuk, Erscheinungen, Instrumentelle Transkommunikation
Rezensent: Dieter Tscheulin
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 553–557
DOI: 10.23793/zfa.2021.553
Karel James Bouse (2019). Neo-Shamanism and Mental Health
Rezensent: Gerhard Mayer
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 558–562
DOI: 10.23793/zfa.2021.558
Timothy J. Burbery (2021). Geomythology: How Common Stories Reflect Earth Events
Rezensentin: Meret Fehlmann
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 563–570
DOI: 10.23793/zfa.2021.563
Andreas Müller (2021). Deutschlands UFO-Akten: Über den politischen Umgang mit dem UFO-Phänomen in Deutschland … mit Betrachtungen auch zu Österreich und der Schweiz
Rezensent: Jochen Ickinger
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 571–573
DOI: 10.23793/zfa.2021.571
Walter Andritzky (2020). Pilotensichtungen und UFO-Detektion im cislunaren Raum. Mit den Ergebnissen einer Pilotenbefragung
Rezensent: Ingbert Jüdt
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 574–578
DOI: 10.23793/zfa.2021.574
Tanner F. Boyle (2021). The Fortean Influence on Science Fiction: Charles Fort and the Evolution of the Genre
Rezensent: Gerhard Mayer
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2021), Nr. 2, S. 579–588
DOI: 10.23793/zfa.2021.579
Abstracts-Dienst / Literaturspiegel
Frauke Schmitz-Gropengießer, Gerhard Mayer