Zeitschrift für Anomalistik Band 22 (2022) Nr. 2

Zeitschrift für Anomalistik 23-1 als PDF (13,2 MB) – ISBN 978-3-937361-13-0

DOI: 10.23793/zfa.2022.COMP2


Themenheft

Women and Parapsychology

Observation - Reflections

herausgegeben von Cedar S. Leverett und Nancy L. Zingrone


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 226–253
DOI: 10.23793/zfa.2022.226

Editorial

{Nancy L. Zingrone}

Eine editorische Reflexion über Frauen in der Parapsychologie aus den Perspektiven von St. Louis, Montreal und Dublin und den Seiten dieser Zeitschrift

Artikel im Volltext als PDF (englisch, S. 226–240)

Artikel im Volltext als PDF (deutsch, S. 241–253)


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 254–273
DOI: 10.23793/zfa.2022.254

Editorial

{Cedar S. Leverett}

Zwischen zwei Welten – Aufdeckung allgemein geteilter weiblicher Erfahrungen von Frauen in der Parapsychologie

Artikel im Volltext als PDF (englisch, S. 254–263)

Artikel im Volltext als PDF (deutsch, S. 264–273)


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 274–279
DOI: 10.23793/zfa.2022.274

Editorial

Gerhard Mayer

Verzögerter Start eines Projekts

Artikel im Volltext als PDF (englisch, S. 274–276)

Artikel im Volltext als PDF (deutsch, S. 277–279)


Hauptbeiträge


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 280–285
DOI: 10.23793/zfa.2022.280

On Being a (White, Middle-Class) Woman in Parapsychology

Caroline Watt

Artikel im Volltext als PDF

Zusammenfassung

In diesem Beitrag gibt die Autorin eine persönliche Perspektive auf das Thema Frauen in der Parapsychologie. Sie blickt auf ihren akademischen Werdegang zurück, angefangen damit, dass sie die erste in ihrer Bauernfamilie war, die eine Universität besuchte, bis hin zu ihrem Eintritt in die University of Edinburgh im Jahr 1986 als Forschungsassistentin des ersten Koestler-Professors Robert Morris und zu ihrer derzeitigen Position als zweite Inhaberin des Koestler-Lehrstuhls für Parapsychologie. Chancengleichheit ist ein komplexes Thema, und die Autorin hat in hohem Maße von den Privilegien profitiert, weiß zu sein, zur Mittelschicht zu gehören und einen aufgeschlossenen Chef zu haben (tatsächlich vermutet sie, dass Parapsychologen besonders aufgeschlossen sein könnten). Gleichzeitig ist sie in ihrer Karriere auf geschlechtsspezifische Hindernisse gestoßen, darunter Zeiten des Mutterschaftsurlaubs und eine unverhältnismäßig große Verantwortung für Familienangehörige und den Haushalt. Die letztgenannten Herausforderungen wurden größtenteils mit Teilzeitarbeit bewältigt. Vielleicht als Folge davon war der Aufstieg in höhere akademische Positionen (insbesondere die Beförderung auf den Koestler-Lehrstuhl im Jahr 2016 im Alter von fast 54 Jahren) im Vergleich zu männlichen Kollegen langsam. Studien zum Profil britischer Akademiker zeigen, dass dies eine typische Erfahrung für viele Forscherinnen ist. Dieselben Daten zeigen aber auch, dass andere, weniger privilegierte Gruppen in der akademischen Welt noch schlechter vertreten sind, insbesondere Schwarze. Rhea White hat 1994 die Vorteile eines feministischen Ansatzes in der Parapsychologie hervorgehoben. Dieser Beitrag schließt mit dem Vorschlag, dass die parapsychologische Forschung – die Fragen, die wir stellen, die Methoden, die wir anwenden, und die Erkenntnisse, die wir daraus ziehen – von einer noch stärker integrativen Hochschulsituation profitieren wird.

Schlüsselbegriffe

Feministin – Feminismus – Entkolonialisierung – Dekolonialisierung – Parapsychologie – Chancengleichheit


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 286–307
DOI: 10.23793/zfa.2022.286

Occultism as a Resource. The Parapsychologist Fanny Moser (1872–1953)

Ina Schmied-Knittel

Artikel im Volltext als PDF

Zusammenfassung

Fanny Moser war eine Schweizer Naturwissenschaftlerin, die die zweite Hälfte ihres Lebens der Erforschung okkulter Phänomene, insbesondere des Spuks, widmete und zwei einflussreiche und umfangreiche Monographien zu diesem Thema schrieb. Als eine der frühen Förderinnen des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene sorgte sie auch für die nötige Unterstützung des Forschungsinstituts und trug damit zum Aufbau einer parapsychologischen Forschungsszene in Deutschland bei. Der Beitrag rekonstruiert zunächst Mosers Forschungsbiographie, die schon deshalb bemerkenswert ist, weil sie eine der ersten Studentinnen und Doktorandinnen im Deutschen Kaiserreich überhaupt war. In einem zweiten Schritt soll gezeigt werden, wann und wie genau Moser mit parapsychologischen Themen konfrontiert wurde und welche Rolle und Funktion diese in ihrem Leben hatten. Es wird gezeigt, dass Mosers Auseinandersetzung mit der Parapsychologie in einem dynamischen Feld zwischen subjektiven Evidenzerfahrungen, persönlicher Krise und wissenschaftlicher Selbstermächtigung angesiedelt war und dass auch geschlechtsspezifische Faktoren eine Rolle spielten. In diesem Zusammenhang wird die Frage gestellt, ob die Veröffentlichung eigener paranormaler Erfahrungen und die Introspektion als Präsentationsform einen „typisch weiblichen“ Aspekt darstellt, da vergleichbare Aussagen von männlichen Parapsychologen in den wissenschaftlichen Publikationen meist fehlen.

Schlüsselbegriffe

Gender – Geschichte der Parapsychologie – Evidenzerfahrung – Introspektion – Deutsches Reich


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 308–315
DOI: 10.23793/zfa.2022.308

Mrs. Lotte Böhringer (1917–1994) – The “Anima of the Freiburg Institute”. A Personal Appreciation

Eberhard Bauer

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Zusammenfassung

Die dominierende und populärste Figur der deutschen Parapsychologie nach dem Zweiten Weltkrieg war Hans Bender, der 1950 in seiner Geburts- und Heimatstadt Freiburg im Breisgau das „Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V.“ (IGPP) gründete, es bis zu seinem Tode am 7. Mai 1991 leitete und von 1954 bis 1975 als international bekannter Professor für Grenzgebiete der Psychologie das Fach Parapsychologie jahrzehntelang in Forschung und Lehre an der Universität Freiburg vertrat. Bei seinem Versuch, das Institut zu errichten und damit einen zentralen Wunsch seines wissenschaftlichen Lebens zu verwirklichen, erhielt Bender entscheidende Hilfe und Unterstützung von Frau Lotte Böhringer (1917–1994), die schon 1946, als er seine ersten Pläne zum Aufbau eines Instituts für Grenzgebietsforschung und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen unter der Bezeichnung „Grenzgebiete der Psychologie“ konzipierte, seine enge Mitarbeiterin wurde. Frau Böhringer, von Beruf kaufmännische Angestellte, hat in der formalen parapsychologischen Literatur keine Spuren hinterlassen, außer auf einigen Bildern, die die frühe Geschichte des IGPP dokumentieren, meist aufgenommen von einem professionellen Fotografen, Leif Geiges, (1915–1990), der half, das Institut und seinen Gründer bekannt zu machen. Ihrer Initiative, ihrem Einfallsreichtum und ihrem Realitätssinn war es maßgeblich zu verdanken, dass das Institut in den Nachkriegsjahren auf einem Grundstück in der Stadt Freiburg in schönster Lage errichtet werden konnte. Nach der Fertigstellung des IGPP-Gebäudes im Jahre 1950 bezog Frau Böhringer eine Wohnung in diesem Gebäude, in der sie ihr ganzes Leben lang blieb. Das Institut und sein soziales Leben wurden zu ihrem Lebensmittelpunkt, quasi ihr „Augapfel“. In ihrer Rolle als „Geschäftsführerin“ war sie für alle möglichen Aspekte des täglichen Lebens des Instituts verantwortlich. Verständlich also, dass Professor Bender Lotte Böhringer als „Seele (anima) des Instituts“ bezeichnete.

Schlüsselbegriffe

IGPP – Hans Bender – Unterstützungspersonal – Rolle von Frauen in der Wissenschaft – Parapsychologie


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 316–323
DOI: 10.23793/zfa.2022.316

Parapsychology and Women’s Emancipation: A Historical Cliché?

Renaud Evrard

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Zusammenfassung

Medium oder Hellseherin zu werden, wird als Chance für feministisches Engagement an-gesehen. Durch das Paranormale wurde die klassische Sichtweise von häuslichen und dominierten Frauen durch neue kulturelle Normen in Bezug auf Geschlecht und Körperlichkeit in Frage gestellt. Die meisten Medien, Hellseher und Heiler seien Frauen gewesen. Aber ist diese Behauptung, die von mehreren Historikern aufgestellt wurde, glaubwürdig, oder handelt es sich um eine historische Rekonstruktion, um eine wissenschaftliche Kontroverse zu kulturalisieren, die einer Prüfung experimenteller Evidenz ausweicht? In der Tat gibt es keine empirischen Studien, die diese Behauptung stützen. Die wenigen Daten, die wir finden konnten, zeigten kein solches Missverhältnis zwischen Frauen und Männern. Parapsychologische Studien über geschlechtsspezifische Unterschiede in der Psi-Leistung waren ebenso selten und nicht schlüssig. Wir plädieren daher für eine vollständig symmetrische Betrachtung der Geschichte der psychischen Forschung und des Spiritismus und prüfen, ob dieser Emanzipationskatalysator nicht ein gemeinsames Merkmal aller in diesen Bereichen tätigen Männer und Frauen ist. Einigen Autoren zufolge handelte es sich eher um die gesellschaftliche Rezeption des Spiritualismus, die einen Diskurs der pejorativen Feminisierung hervorbrachte. In dieser Sichtweise wird eine Gleichsetzung von Paranormalität, Weiblichkeit und Marginalität aufrechterhalten. Die kulturalistische Deutung, spiritistische Medialität sei vor allem eine privilegierte Ausdrucks-weise unterdrückter Frauen, sollte daher relativiert werden. Durch das Abgleiten in einen scheinbar feministischen Diskurs, der das Paranormale als einen Ausweg für vom Patriarchat unterdrückte Frauen sieht, könnten einige Historiker die stigmatisierenden Kategorien reproduzieren, die sie eigentlich zu beschreiben und zu analysieren versuchen sollten. Dies unter-streicht die Notwendigkeit einer geschlechtergerechten soziokulturellen Darstellung, die auch die männliche Medialität und die Vielfalt der Art und Weise, wie Männer die Medialität als Beruf und Identität in ihren historischen Kontexten aufrechterhalten haben, einschließt.

Schlüsselbegriffe

Feminismus – Geschichte – Mediumismus – Spiritualismus


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 324–354
DOI: 10.23793/zfa.2022.324

Being A Psi Researcher in Brazil: My Career and Perceptions as a Woman

Fatima Regina Machado

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Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird mein Werdegang als Psi-Forscherin in Brasilien vorgestellt, wobei der Schwerpunkt auf den Hindernissen und Strategien zur Etablierung der Psi-Forschung an der Universität liegt, wozu auch meine Arbeit mit anomalistischer Psychologie gehört. Die Auswirkungen religiöser und therapeutischer Perspektiven auf die Entwicklung der Parapsychologie in diesem Land werden diskutiert. Auch geschlechtsspezifische Fragen werden angesprochen: die Unsichtbarkeit von Forscherinnen und Mitarbeiterinnen in diesem Bereich sowie Perspektiven, die das Stereotyp verstärken, dass Frauen unausgeglichen sind und von Natur aus mehr mit dem Paranormalen und religiösen/übersinnlichen Zuschreibungen zu paranormalen Ereignissen zu tun haben als Männer, obwohl in dem Land durchgeführte Umfragen dies nicht unbedingt bestätigen. Neben den Bemühungen, die Psi-Forschung in der Akademie zu etablieren, erwähne ich auch meine Bemühungen, mit denen ich versuche, das populäre Bild von Frauen – insbesondere von Teenager-Mädchen – als zwangsläufig unausgeglichen und mit paranormalen Ereignissen verbunden zu dekonstruieren. Abschließend kommentiere ich meine eigene Praxis als Lehrerin, Forscherin und klinische Psychologin und schlage Leitlinien für den Umgang mit Geschlechterfragen und Religiosität als konstitutives Merkmal der Subjektivität vor.

Schlüsselbegriffe

Parapsychologie in Brasilien – anomalistische Psychologie – akademische Psi-Forschung – Genderfragen


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 355–399
DOI: 10.23793/zfa.2022.355

A View From India on Women Achievers, Knowledge Systems, Psychology, and Psi

Sonali Bhatt Marwaha

Artikel im Volltext als PDF

Zusammenfassung

In der jahrtausendealten Kultur des indischen Subkontinents ist das weibliche Prinzip, Shakti (prakṛti, kosmische Urenergie, Natur), ein zentrales Prinzip. Shakti wird in ihren gütigen und bösartigen Formen im ganzen Land verehrt. Trotz der Unwägbarkeiten des Lebens, der menschlichen Natur und der Gesellschaft haben Frauen eine bedeutende Rolle für das Überleben und den Fortschritt dieser alten Zivilisation gespielt. Indische Frauen haben sowohl im formellen als auch im informellen Sektor zu den Wissenssystemen und dem wissenschaftlichen Betrieb beigetragen. Im ersten Teil dieses Beitrags gebe ich einen kurzen historischen Überblick über den Status der Frauen und stelle einige Beispiele indischer Frauen vor, die in jüngster Zeit viel erreicht haben. Als Psi-Theoretikerin liegt mein Interesse darin, die Phänomene zu verstehen, wofür das Verständnis der Kernkonzepte eine Notwendigkeit ist. Indien beherbergt eine Vielzahl philosophischer Schulen und eine umfangreiche Literatur, die sich mit dem Komplex Körper-Geist-Bewusstsein befasst, wobei mehrere Gelehrte von der Vergangenheit bis zur Gegenwart ihre Ansichten beisteuern. Auf der Grundlage der indischen Wissenssysteme hat die indische Psychologie viel zu den theoretischen Fragen des Psi beizutragen. Im Rahmen dieses Sonderheftes würde eine schulübergreifende und schulinterne Diskussion zu weit führen. Daher verfolge ich in diesem Beitrag den Ansatz, eine konsolidierte Sichtweise ohne Bindung an eine bestimmte Denkschule zu präsentieren. Im ersten Abschnitt werden die relevanten Kernkonzepte kurz beschrieben. Anschließend werden die übereinstimmenden und abweichenden Auffassungen der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der verschiedenen Denkschulen zu Psi-Wahrnehmungen kurz beschrieben.

Schlüsselbegriffe

Indische erfolgreiche Frauen – indische Wissenssysteme – Kernkonzepte der indischen Psychologie– Psi in der indischen Psychologie


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 400–426
DOI: 10.23793/zfa.2022.400

Rethinking Methodologies in Parapsychology Research with Children

Donna Thomas

Artikel im Volltext als PDF

Zusammenfassung

In der gegenwärtigen parapsychologischen Forschung fehlen Kinder. An der Fülle der Literatur über Erwachsene wird deutlich, dass die paranormalen Erfahrungen von Kindern noch nicht ausreichend erforscht sind. In diesem Artikel plädiere ich für die Einbeziehung von Kindern in die parapsychologische Forschung, allerdings mit einem Vorbehalt – als aktive Akteure und nicht als passive Forschungsobjekte. Ich ziehe die Konvergenzen zwischen fehlenden Kindern und abwesenden Forscherinnen in der Parapsychologie in Betracht und plädiere für ein Überdenken der traditionellen Forschungsmethoden im Bereich der Parapsychologie. Traditionelle Methoden, die in einem patriarchalischen System verwurzelt sind, könnten den Ausschluss von Kindern und die Ausgrenzung von Forscherinnen auf diesem Gebiet erklären. Ich schließe eine Diskussion über meine eigene Forschung mit Kindern ein, die verschiedene Arten von Bedeutungen und Daten im Akt der Wissensproduktion über paranormale oder unerklärliche Erfahrungen hervorbringt.

Schlüsselbegriffe

Kinder – Frauen – Parapsychologie – Methoden – matriarchal – patriarchal – partizipatorisch


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 427–446
DOI: 10.23793/zfa.2022.427

Feminism at the Forefront: A Critical Approach to Exceptional Experiences

Jacob W. Glazier

Artikel im Volltext als PDF

Zusammenfassung

Feministische Theorie ist heute aktueller denn je. Reaktionäre kulturelle und politische Veränderungen haben den Frauen lange bestehende Rechte genommen, und die verbleibenden sind bedroht. Die Implikationen dieses Trends sind keineswegs von der wissenschaftlichen Praxis abgekoppelt, sondern haben wichtige Auswirkungen auf Forschung, Gemeinschaften und Institutionen. Wenn wir auf einige wichtige Erkenntnisse feministischer Denkerinnen in der Parapsychologie zurückgreifen, allen voran Rhea White (1990, 1994a, 1994b, 2002), aber auch Carl Williams (1996) und Beverly Rubik (1994), können wir solche kulturellen Veränderungen als notwendigerweise mit der parapsychologischen Wissenschaft verbunden betrachten. In diesem Essay verbinde ich einige dieser Erkenntnisse, die auf der Konferenz Women in Parapsychology (Coly & White, 1994) gewonnen wurden, mit ausgewählten feministischen Forschungsarbeiten außerhalb der Parapsychologie, um für eine wiederbelebte feministische Objektivität zu plädieren, die der traditionellen androzentrischen Sichtweise der Wissenschaft entgegenwirkt. Im Gegenzug stelle ich eine Verbindung zwischen dem weiblichen Embodiment und dem Paranormalen her, die dazu beiträgt, beides von der politischen Kooptation zu entkoppeln. Abschließend schlage ich eine kritische Strategie aus dem Werk von Félix Guattari (2015) vor, die als Transversalität bezeichnet wird und die interdisziplinäre Forschung weiter vorantreibt, indem sie das politische Potenzial aufzeigt, das eine solche Zusammenarbeit mit sich bringt. Kritische Herangehensweisen an außergewöhnliche Erfahrungen bleiben von Parapsychologen weitgehend ungenutzt, obwohl ihre verschiedenen Konzepte, Interventionsstrategien und Lesewerkzeuge genutzt werden könnten, ungerechte Ideologien in Frage zu stellen, während sie gleichzeitig die Psi-Studien in Richtung eines stärker transdisziplinären Paradigmas verschieben.

Schlüsselbegriffe

Kritische Theorie – außergewöhnliche Erfahrungen – Félix Guattari – Feminismus – Parapsychologie – Wissenschaftsforschung – Transversalität


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 447–464
DOI: 10.23793/zfa.2022.447

General and Personal Reflections on Succeeding as a Woman Science Researcher

Jessica Utts

Artikel im Volltext als PDF

Zusammenfassung

Im Jahr 1991 veranstaltete die Parapsychology Foundation eine Konferenz zum Thema Women and Parapsychology [Frauen in der Parapsychologie]. In meinem Vortrag für diese Konferenz (Utts, 1994) erörterte ich Forschungsergebnisse, die mehrere Faktoren aufzeigten, die zu einer ungleichen Behandlung von Frauen und Männern in wissenschaftlichen Laufbahnen beitragen, wobei der Schwerpunkt auf dem akademischen Bereich lag. Zu diesen Faktoren gehörten kulturelle Normen, institutionelle Erfolgsbarrieren für Frauen, implizite Vorurteile und sozialer Druck, der Frauen davon abhielt, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen und dort erfolgreich zu sein. In den letzten drei Jahrzehnten wurden bei einigen dieser Faktoren Fortschritte erzielt, aber nicht bei allen. Im ersten Teil dieses Aufsatzes wird erörtert, inwieweit sich die Situation bei sieben der in dem früheren Papier genannten Faktoren verbessert hat (oder nicht), wobei eine Kombination aus Forschungsergebnissen und persönlichen Beobachtungen angeführt wird. Im zweiten Teil werden mehrere Forschungsansätze erörtert, die zeigen, wie sich subtile Einflüsse in der Kindheit und im frühen Erwachsenenalter auf den beruflichen Erfolg auswirken. So haben sich beispielsweise die kulturellen Normen, die Wissenschaftler als Männer darstellen, im Laufe der Jahre allmählich verbessert, aber Kinder zeichnen immer noch eher einen Mann als eine Frau, wenn sie gebeten werden, einen Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin zu zeichnen. Vorbilder und ermutigende Mentoren sind wichtige Faktoren, die darüber entscheiden, ob eine Frau eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen wird. Viele erfolgreiche Frauen in der Wissenschaft können einen einzigen Mentor oder eine Mentorin nennen, dessen bzw. deren Ermutigung wesentlich zu ihrem Erfolg beigetragen hat. Das Gefühl, dass die eigene Arbeit einen Sinn hat, sowie eine unterstützende Gemeinschaft sind weitere Faktoren, die zum Erfolg beitragen. Der letzte Teil des Papiers ist autobiografisch und zeigt, wie die in diesem Forschungsbericht dokumentierten Faktoren in meinem Leben eine Rolle gespielt haben. In einer Erzählung, die mit meiner Kindheit beginnt und sich über meine gesamte Laufbahn erstreckt, zeige ich Personen und Umstände auf, die zu meinem Erfolg beigetragen haben. Ein wichtiger Faktor war die einladend-offene parapsychologische Gemeinschaft; ich werde einige Details berichten, wie es dazu kam, mit dieser Gemeinschaft zu arbeiten. Der Beitrag enthält Vorschläge für spezifische Maßnahmen, die Einzelpersonen und Gemeinschaften ergreifen können, um mehr Frauen zu ermutigen, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen, auch in der Parapsychologie.

Schlüsselbegriffe

Frauen in der Wissenschaft – Parapsychologie – Lohngerechtigkeit in der Wissenschaft – Gender Bias in der Wissenschaft – Karriereerfolg von Frauen


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 465–498
DOI: 10.23793/zfa.2022.465

Women and Parapsychology 2022 – An Online Survey

Gerhard Mayer, Cedar S. Leverett, Nancy L. Zingrone

Artikel im Volltext als PDF

Zusammenfassung

1991 organisierte die Parapsychology Foundation eine internationale Konferenz zum Thema „Frauen und Parapsychologie“ [Women and Parapsychology] in Dublin/Irland. Die Umfrage zielte auf eine Einschätzung der Situation in der Parapsychologie 30 Jahre nach dieser Konferenz ab. Unser Team befragte Frauen, die im Forschungsfeld der Parapsychologie und verwandten Bereichen tätig sind, zu ihrem wissenschaftlichen Werdegang, zum Verfassen von Artikeln, zu Beiträgen auf dem Gebiet und zu geschlechtsspezifischen Erfahrungen. Wir verbreiteten den Link zu dem umfangreichen Online-Fragebogen über mehrere E-Mail-Listen und Websites und schickten den Link auch gezielt an Einzelpersonen. 30 Frauen füllten den Fragebogen aus. Es handelte sich um eine selektive, nicht repräsentative Stichprobe mit einem hohen Durchschnittsalter und Bildungsniveau. Aufgrund dieser Einschränkungen lieferte die Umfrage keine vollständige Klarheit darüber, ob sich die Parapsychologie im Hinblick auf den Status und die Situation von Frauen von anderen Disziplinen unterscheidet. Einige Aspekte sind mit der Situation von Frauen in anderen Forschungsbereichen vergleichbar. Wie allgemein in der Wissenschaft werden Frauen tendenziell schlechter bezahlt, sie müssen sich mehr anstrengen, um von ihren männlichen Kollegen ernst genommen zu werden, was ihre Karriere verlangsamen kann, dazu kommen Unterbrechungen der Karriere durch Kindererziehung, größere Schwierigkeiten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen und ähnliches. Wir fanden einen relativ geringen Anteil (10 %) von Frauen, die über sexuelle Einschüchterung oder Belästigung im Bereich der Parapsychologie berichteten. Die allgemeinen Finanzierungsprobleme in der Parapsychologie sind für Frauen aufgrund der zusätzlichen Kindererziehungspflichten und der weniger institutionalisierten Forschung vermutlich noch größer. Einige Befunde führen zu der These, dass nicht unbedingt der Gender-Aspekt für unhöfliches und unangemessenes Verhalten männlicher Kollegen verantwortlich ist, sondern vielmehr eine tendenziell größere Offenheit der Forscherinnen für Weltanschauungen und heterodoxe Forschungsgegenstände außerhalb des wissenschaftlichen Mainstreams. Diese These muss in weiteren Studien validiert werden.

Schlüsselbegriffe

Autorenschaft – Feminismus in der Parapsychologie – Frauen und methodologische Standards – Frauen als Wissenschaftlerinnen – Funding – Gender-Gleichheit – Hindernisse in der Forschung – wissenschaftliche Publikationen


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 499–531
DOI: 10.23793/zfa.2022.499

Feminizing the Paranormal

Christine Simmonds-Moore

Artikel im Volltext als PDF

Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird erörtert, wie die Parapsychologie Attribute aus ihrem Schatten anerkennen und integrieren sollte, um zu wachsen. Es sollten mehr Frauen und weibliche Wissenschaftler in diesem Bereich gefördert werden, und weibliche Ansätze sollten mit traditionellen männlichen Ansätzen in einem Sowohl-als-auch-Ansatz integriert werden, der sich auf die transpersonale Psychologie stützt. Diese Perspektive beruht auf der Beobachtung, dass Psi-Phänomene relational, verkörpert, bedeutungsvoll und partizipatorisch sind und auf gesunden Verbindungen beruhen, die durch die Integration verschiedener Perspektiven, Methoden und Wissensformen gefördert werden können.

Schlüsselbegriffe

Schatten – Integration – Sowohl-als-auch-Ansatz – Psi-Phänomene – Verbindungen – Interdisziplinarität – “mixed methods”-Design


Fortgesetzte Diskussionen zu früheren Beiträgen


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 532–535
DOI: 10.23793/zfa.2022.532

Nachtrag zum Artikel „Ein neuer europäischer Fall vom Reinkarnationstyp“ in Zeitschrift für Anomalistik 14(1) (2014), S. 25–44

Dieter Hassler

Nachtrag als PDF


Rezensionen


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 536–540
DOI: 10.23793/zfa.2022.536

Yuval Noah Harari (2022). Homo Deus: Eine Geschichte von Morgen

Rezensiert von: Gabriele Lademann-Priemer, Hannes Leuschner

Rezension im Volltext als PDF


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 541–543
DOI: 10.23793/zfa.2022.541

Heiner Schwenke (Hrsg.) (2022). Gottlob Benjamin Jäsche: Liebe und Glaube: Morgengedanken An meine Sally, die Verklärte

Rezensentin: Gabriele Lademann-Priemer

Rezension im Volltext als PDF


Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 2, S. 544–549
DOI: 10.23793/zfa.2022.544

Ronald Hutton (2022). Queens of the Wild. Pagan Goddesses in Christian Europe: An Investigation

Rezensentin: Meret Fehlmann

Rezension im Volltext als PDF


Fanny Moser Award / Fanny-Moser-Preis

Artikel im Volltext als PDF


The 2023 Bigelow Institute for Consciousness Studies Grants Program

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Guidelines for Authors / Hinweise für Autorinnen und Autoren

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Impressum

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